Könnte Garbsen ein eigenes Klärwerk mehr nützen als kosten? Dazu haben SPD und CDU eine Studie beantragt. Die Stadt soll dadurch unabhängig werden vom Klärwerk Gümmerwald und die Energie aus dem Abwasser selbst nutzen.
Garbsen. Sollte Garbsen ein eigenes Klärwerk betreiben? Diese Fragen stellen jetzt SPD und CDU in Garbsen. Zusammen werden sie die Verwaltung beauftragen, ein Gutachten zur Machbarkeit dieser Idee erstellen zu lassen. Es geht den beiden Parteien um Eigenständigkeit, Geld und die Kläranlage als Kraftwerk.
Die Idee wirkt auf den ersten Blick wenig zeitgemäß. Welche Kommune will denn freiwillig ein Klärwerk bauen? Wer an Herrenhausen oder Gümmerwald vorbeifährt, kennt doch die Gerüche. Und das im dicht besiedelten Garbsen? Trotzdem könnten die Vorteile überwiegen, sagen SPD und CDU.
Hannover klärt Garbsens Abwasser
Stand heute ist es so, dass fast alle Abwässer über eine Hochdruckleitung nach Gümmerwald an der A2 gepumpt werden. Ein kleinerer Teil aus Schloß Ricklingen fließt unter der Leine ins Klärwerk Wunstorf-Luthe. Der Betrieb der langen Rohrleitung mit ihren Pumpwerken kostet Geld, und irgendwann müssen die Rohre auch mal erneuert werden. Für das Klären der Abwässer überweist die Stadt Garbsen jedes Jahr rund 2 Millionen Euro an die Stadtentwässerung Hannover, Tendenz steigend. Dafür zahlen Garbsener jährlich ihre Schmutzwassergebühren. Einnahmen hat die Stadt durch die Abwasserbehandlung nicht.
Die Stadtentwässerung Hannover betreibt das Klärwerk Gümmerwald. Kosten und Mengen waren in den vergangenen Jahren immer mal wieder Anlass für Streitigkeiten bis hoch ins Gericht. Einer der Gründe ist, dass Garbsen nur vertraglich festgesetzte Mengen nach Gümmerwald leiten darf. Regnet es sehr stark, fließt ein Teil des Wassers auch in die Schmutzwasserkanalisation. Es darf aber nicht oder nur verzögert zum Klärwerk abgeleitet werden. Darum muss die Stadtentwässerung Garbsen (SEG) zum Beispiel mehrere große Zwischenspeicher betreiben. Das neueste Pumpspeicherwerk steht am Rudolf-Harbig-Weg und kostete rund 3,5 Millionen Euro.
Garbsen hat keinen Gewinn
SPD und CDU gehen von drei Annahmen aus: Die Starkregenereignisse werden häufiger und heftiger. Die Abwassergebühr wird steigen, weil das Entsorgen der Reststoffe immer teurer wird und weil die SEG Hannover zusätzliche Klärstufen bauen muss. Und drittens kann Garbsen die Energie aus den Abwässern nicht für die eigene Wärmeversorgung nutzen. Klärwerke sind potenzielle Biogasanlagen und Blockheizkraftwerke, die mindestens den Strom für den eigenen Betrieb herstellen können. Bei optimierter Gärung des Klärschlamms produzieren sie mehr Strom, als sie verbrauchen. Weiteres "Nebenprodukt" ist die Wärme aus den Faultürmen und der Biogasverbrennung für die Stromerzeugung. Die beiden Parteien wollen jetzt prüfen lassen, ob das Projekt finanziell, rechtlich und organisatorisch Sinn macht, also mehr Vor- als Nachteile für die Stadt hat. Die Stadtentwässerungsbetriebe in Garbsen und Hannover sind über die Initiative informiert. Die Prüfung und der mögliche Austritt Garbsens aus dem Klärwerkverbund sollen keinen Streit auslösen, heißt es im Kreis der Initiatoren.
Verfasser: Markus Holz. Den vollständigen Artikel finden Sie unter www.haz.de.